Benita Schmitt
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News
Ebenso wichtig wie das Würdigen der Menschen mit einer Behinderung selbst ist es, und zwar nicht nur an diesem Gedenktag, auf die Eltern dieser Kinder und Erwachsenen zu schauen und sie wertzuschätzen. „Die Eltern oder Elternteile eines Kindes mit einer Behinderung begleiten und pflegen es je nach Ausprägung der Behinderung oft bis ins Erwachsenenalter oder ein Leben lang“, ruft Renate Weyrich, Ergotherapeutin im DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e.V.) diese bedeutungsvolle Tatsache ins Bewusstsein. Dass die Eltern oft „untergehen“, weiß sie als Mutter einer Tochter mit Behinderung aus eigener Erfahrung. Sie selbst richtet daher ebenso wie ihre Berufskolleg:innen bei ihren Interventionen mit Kindern oder Erwachsenen mit einer Behinderung immer auch ein Augenmerk auf die Eltern. „Sie sind die treibende Kraft in der Familie und benötigen ausreichend Energie und Hilfe, um den täglichen Anforderungen gewachsen zu sein“, fasst Weyrich zusammen.
Es sind vergleichsweise wenige Eltern, die bei oder direkt nach der Geburt wissen: mein Kind hat eine Behinderung. Vielmehr zeigen sich Behinderungen eher im ersten, zweiten oder dritten Lebensjahr eines Kindes. Zwar gibt es bereits im Krankenhaus Screenings, jedoch greifen diese nicht immer – gerade, wenn es um seltene Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen oder bestimmte Gendefekte geht. „Oft läuft es so ab, dass Eltern mit einem vermeintlich gesunden Kind im Lauf der Zeit merken: mit meinem Kind stimmt etwas nicht“, bestätigt die Ergotherapeutin und ermutigt gleichzeitig betroffene Eltern, zeitnah zu handeln, wenn sie bei ihrem Kind feststellen, dass es sich nicht so entwickelt, wie die anderen Babys oder Kinder. Professionelle Hilfe bringt einerseits weitere Erkenntnisse und bestenfalls Klarheit. Außerdem lassen sich – bestätigt sich der Verdacht einer Behinderung – unmittelbar sämtliche Register ziehen, um alles in bestmögliche Bahnen zu lenken; sowohl für die Kinder, als auch für die Eltern und eventuelle Geschwisterkinder.
Betroffene Eltern und Ergotherapeut:innen wünschen sich mehr Einfühlungsvermögen im Moment der Diagnose
Erhalten Eltern die Diagnose, dass ihr Kind eine Behinderung hat, ist dies für die meisten ein Schock und eine traumatische Situation, die viele noch lange mit sich herumtragen – selbst dann, wenn sie zuvor realisiert haben, mit dem Kind stimmt etwas ganz gravierend nicht. „Es wäre schön, wenn alle Ärzt:innen solch schwerwiegende Nachrichten einfühlsam und in einem geschützten Rahmen überbringen könnten“, wünscht sich die Ergotherapeutin Weyrich. Tatsächlich fühlen sich betroffene Eltern gerade in diesem, ihr Leben maßgeblich verändernden Moment häufig alleine gelassen mit ihren vielen Fragen, mit ihrer Hilflosigkeit und mit ihrer Trauer. „Trauer und Verlust sind zentrale Themen für Eltern, deren Kind eine Behinderung hat“, sagt Weyrich und fährt fort: „Zunächst ist es die Trauer darüber, dass das Kind und die Eltern nicht die Zukunft, aber auch die Geschwisterkinder nicht die Kindheit haben werden, die sie alle sich erträumt haben“. Außerdem sind da viele Ängste, etwa: wie sind die Überlebenschancen des kranken Kindes, wie kann die Familie das alles aushalten, wie verhalten sich Angehörige, wie die Freunde? Die gesamte Familie findet sich unvorbereitet vor immense Herausforderungen gestellt und sieht sich verschiedensten Belastungen ausgesetzt. Um an erster Stelle dem Kind mit einer Behinderung schnell und zielgerichtet zu helfen und gleichzeitig die Folgen für den Rest der Familie möglichst gut abzufangen, ist ein Team aus verschiedenen Fachdisziplinen entscheidend. An dieser Stelle spielen Ergotherapeut:innen eine bedeutende Rolle: Sie sind für das betroffene Kind da und sie kümmern sich ebenfalls um die Eltern und das Umfeld.
So kümmern sich Ergotherapeut:innen um das Kind mit Behinderung und dessen Eltern
Der Beruf der Ergotherapeut:innen ist aus dem Bedarf, Menschen mit einer Behinderung in den Alltag zu reintegrieren, entstanden. Ergotherapeut:innen arbeiten mit einem Kind mit einer Behinderung daran, seine Fähigkeiten zu verbessern oder Strategien zu entwickeln, um fehlende Fertigkeiten zu kompensieren. Das Ziel: den Alltag so selbstbestimmt als möglich zu bewerkstelligen. „Zu Beginn, während oder am Ende der Therapieeinheit gibt es immer die Gelegenheit, mit der Mutter oder dem Vater, der das Kind gebracht hat, zu sprechen und herauszufinden: Wie geht es ihr oder ihm gerade,“ erklärt Renate Weyrich, die weiß wie wichtig es für Eltern eines Kindes mit Behinderung ist, als Mensch mit eigenen Bedürfnissen und Wünschen gesehen zu werden. Ergotherapeut:innen beziehen den sogenannten erweiterten Klientenkreis, also Eltern, Familie, Umfeld, in die Therapie mit ein. Außer der Möglichkeit, sich therapiebegleitend ein Bild von der aktuellen Lage der Familie zu machen, können Ergotherapeut:innen auch im Rahmen der Elternberatung näher auf deren Situation eingehen. Braucht ein Elternteil vielleicht gerade eine (Therapie-)Pause oder gibt es andere Dinge, die zu besprechen sind, etwas, wobei Ergotherapeut:innen unterstützen können? Bei ihren Interventionen setzen Ergotherapeut:innen Analysemöglichkeiten ein wie zum Beispiel ein Betätigungsprofil, das unter anderem zeigt: hat der- oder diejenige neben allen Pflichten und Dingen, die zu erledigen sind, auch Momente zum Durchatmen? Findet auch „einfach nur Mama oder Papa sein“ statt? Oder sie klären Fragen wie: Reicht der Pflegegrad für das Kind, gibt es eine Verhinderungspflegekraft, die im Krankheitsfall oder anderen Ausfallzeiten übernimmt? Und: Sind die Eltern oder Elternteile schon vernetzt?
Ergotherapeutische Empfehlungen – ein Gewinn für Eltern ebenso wie für das Kind
„Ergotherapeut:innen informieren, unterstützen, stärken und bestärken Eltern von Kindern mit einer Behinderung in vielerlei Hinsicht und sie ermutigen sie, sich unbedingt zu vernetzen, sich mit anderen zu verbinden, die ebenfalls ein Kind pflegen und mehr Verständnis aufbringen können, als die Menschen aus dem direkten Umfeld, die gesunde Kinder haben“ verdeutlicht Renate Weyrich weitere Aspekte der großen Bandbreite ihrer ergotherapeutischen Arbeit. Ein weiterer Faktor, der die ergotherapeutische Intervention von der Arbeit anderer Fachdisziplinen abhebt: Ziele zu definieren, die die Pflege erleichtern, um die Lebensqualität der Eltern anzuheben und so dafür sorgen, dass sie und in der Folge die gesamte Familie entspannter durch den Alltag kommen. Eine weitere Option, den Alltag besser zu bewältigen, ist der Austausch mit anderen Betroffenen. Dazu empfehlen Ergotherapeut:innen wie Renate Weyrich beispielsweise Selbsthilfegruppen wie Mein Herz Lacht oder lavanja. Auch raten Ergotherapeut:innen zu einer Mitgliedschaft im Sozialverband VdK Deutschland e.V., um für den Fall der Fälle juristischen Beistand auf hohem Niveau zu erhalten. Nicht zuletzt bietet Renate Weyrich ebenfalls – für die Kursteilnehmenden kostenlose, weil durch die Pflegekassen finanzierte – zertifizierte Elternkurse an. Im Rahmen dieser Schulungen erfahren Eltern Näheres zu den verschiedenen Bewältigungsphasen; gleichzeitig bieten die Veranstaltungen eine Plattform für den Austausch, um vom Wissen und den Erfahrungen aller zu profitieren.
Ergotherapeut:innen handeln systemisch, empfehlen Exklusivzeit für Geschwisterkinder
„Niemand ist alleine krank“, zitiert die Ergotherapeutin Weyrich einen Buchtitel. Auch wenn belegt ist, dass „lediglich“ etwa zehn Prozent Geschwisterkinder von Kindern mit einer Behinderung eine Auffälligkeit entwickeln, die behandelt werden muss: Geschwisterkinder benötigen die Liebe und Zuwendung ihrer Eltern ebenso sehr wie das Kind mit Behinderung. „Das lässt sich gut durch verlässliche quality time kompensieren“, nimmt Renate Weyrich Eltern von Kindern mit einer Behinderung diese Sorge. Sie weiß, dass schon bestimmte Routinen ausreichen, wie etwa jeden Abend eine Geschichte nur für das gesunde Kind vorlesen oder einmal im Monat einen ganzen Tag alleine mit Mama oder Papa verbringen oder was auch immer sich für die jeweilige Familie als machbar und geeignet erweist. Ergotherapeut:innen entwickeln hierfür gerne gemeinsam mit den betroffenen Eltern Ideen, die sie unkompliziert in ihren Alltag integrieren können. Abschließend betont die Ergotherapeutin, welch positive Entwicklung Geschwister eines Kindes mit einer Behinderung erleben: „Sie sind oft sehr selbstständig, ausgesprochen empathisch und sie bringen das mit, was man sich von der ganzen Welt wünscht: Sie machen den Wert eines Menschen nicht an dem fest, was er kann“.
Der Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) hat jüngst das von der Mobil Krankenkasse federführend konzipierte Projekt moVe-it zur Förderung ausgewählt. Unterstützt wird das Projekt unter anderem vom Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e.V., der insbesondere für die Rekrutierung teilnehmender Physiotherapiepraxen verantwortlich ist.
Ziel des Innovationsfondsprojekts moVe-it ist die Verbesserung des Gesundheitszustands von Schlaganfallpatienten mit Spastik mittels eines interprofessionellen digitalen Versorgungsmanagements. Die Bedeutung des Projekts wird deutlich anhand der Zahlen der betroffenen Patienten: In Deutschland erleiden jährlich ca. 1,6 % der Erwachsenen einen Schlaganfall, der mit chronischen Folgen wie z. B. einer Spastik einhergeht. Bis 2050 wird von einer Verdopplung dieser Zahl aufgrund des demografischen Wandels ausgegangen. Bis zu 40 Prozent aller Schlaganfallpatienten entwickeln nachfolgend ein spastisches Syndrom, dies entspricht ca. 100.000 Patienten pro Jahr mit neuer Spastik in Deutschland.
Das Projekt moVe-it setzt auf interprofessionelle, digitale Fallkonferenzen, die webbasiert stattfinden und von einem moVe-it-medical-Manager (mmM) koordiniert werden. Ziel ist es, die Therapie individuell auf die Bedürfnisse der Patienten abzustimmen – etwa durch die aufeinander abgestimmte Anwendung von Physiotherapie und Botulinumtoxin-A-Behandlungen. Eben diese Kombination ist bereits seit 2018 Bestandteil einer Leitlinienempfehlung für Schlaganfallpatienten mit Spastik, wird in der Praxis jedoch kaum umgesetzt. So haben in Deutschland im Jahr 2021 nur ca. vier Prozent der Patientinnen und Patienten mit Spastik diese Behandlung erhalten. Das Projekt moVe-it will diese Versorgungslücke mittels eines vernetzenden digitalen Versorgungsmanagements schließen. Ergänzend dazu begleitet die moVe-it-App die Betroffenen kontinuierlich im Alltag.
MoVe-it stellt ein innovatives Versorgungskonzept dar, das die Chancen der Digitalisierung umfassend nutzt, um eine patientenzentrierte, interprofessionelle und leitlinienbasierte Versorgung von Schlaganfallpatienten mit Spastik sicherzustellen. Für die Betroffenen bedeutet dies Zugang zu fundierten Informationen über ihre Erkrankung, Unterstützung bei der Selbsteinschätzung, eine unkomplizierte Kontaktaufnahme mit Fachkräften sowie Hilfestellung bei Diagnostik und Therapie. Gleichzeitig profitieren die Fachkräfte von einer digitalen Vernetzung und werden durch den Einsatz der moVe-it-medical-Manager in administrativen und organisatorischen Aufgaben entlastet.
Das Projekt ist für den Zeitraum vom 1. Oktober 2025 bis zum 30. September 2028 angedacht. Als Konsortialparter ist der IFK verantwortlich für die Rekrutierung der teilnehmenden Physiotherapiepraxen. Diese Rekrutierungsphase startet voraussichtlich Anfang 2026. MoVe-it dient als Modellprojekt für die interprofessionelle Versorgung von Schlaganfallpatienten, die auf eine ambulante, interdisziplinäre Betreuung angewiesen sind.
Der Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten hat bereits umfangreiche Erfahrungen in der Mitwirkung an Innovationsfondprojekten des G-BA. So hat er beispielsweise auch bei SmArt-E, dem Smartphone-assistierten Arthrosetraining mit Edukation, als Konsortialpartner mitgewirkt. „Wir freuen uns, dass wir auch bei diesem Projekt unsere Expertise als Berufsverband einbringen dürfen, das nicht nur große Vorteile für den Patienten mit sich bringt, sondern auch was die Effektivität der Versorgung von Schlaganfallpatienten mit Spastik generell betrifft. Durch die Synchronisation von Physiotherapie und Botox-Behandlungen beispielsweise können viel größere Therapieerfolge erzielt werden, wodurch das Gesundheitssystem nicht nur kurzfristig entlastet wird, sondern auch langfristig, da eine mögliche Pflegebedürftigkeit verringert oder gar verhindert wird“, freut sich die IFK-Vorstandsvorsitzende Ute Repschläger über die Beteiligung an moVe-it.
Weitere Konsortialpartner des aktuellen Innovationsfondsprojekts moVe-it sind die Bayerische TelemedAllianz GmbH (Prof. Dr. med. Siegfried Jedamzik), Schön Klinik Bad Aibling Harthausen (Prof. Dr. Klaus Jahn), Therapiezentrum Burgau (Prof. Dr. med. Andreas Bender), Universitätsklinikum Regensburg (Prof. Dr. med. Felix Schlachetzki), Charité - Universitätsmedizin Berlin (PD Dr. med. Alexander Heinrich Nave), inav - privates Institut für angewandte Versorgungsforschung GmbH (Univ.-Prof. Dr. Volker Amelung), BKK Landesverband Bayern (Jennifer Ettl), BKK mkk - meine krankenkasse (Lars Straubing), Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e.V. (Ute Repschläger), Medical Park Berlin Humboldtmühle GmbH & Co. KG (Prof. Dr. med. Dr. phil. Martin Ebinger), Berufsverband Deutscher Neurologen e.V. (Bernhard Michatz). Daneben unterstützen zahlreiche weitere Kooperationspartner wie Ärzteverbände, Stiftungen, Kliniken und weitere gesetzliche Krankenkassen das Projekt.
Unter dem Motto „Vorlesen spricht Deine Sprache“ findet am 21. November der bundesweite Vorlesetag statt und rückt das Vorlesen in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit. Sonja Utikal vom Deutschen Bundesverband für Logopädie e.V. (dbl) erklärt, warum das Vorlesen für Kinder ein unverzichtbarer Impuls für ihre sprachliche, kognitive und emotionale Entwicklung ist – ganz gleich, in welcher Sprache vorgelesen wird.
Welche Bedeutung hat das Vorlesen für die kindliche Entwicklung?
Utikal: Vorlesen wurde von der Stiftung Lesen in der Vergangenheit bereits einmal als „Superkraft“ bezeichnet – und dafür gibt es viele Gründe. Zunächst einmal: Vorlesen kostet kein Geld und kann flexibel im individuellen Alltag eingebaut werden. Dieser Vorteil sollte in Zeiten wachsenden ökonomischen Drucks, unter dem viele Familien stehen, nicht unterschätzt werden. Zudem ist die positive Wirkung des Vorlesens durch zahlreiche Studien belegt: Es wirkt sich langfristig positiv auf das spätere Leseverhalten, die Mediennutzung, den Schulerfolg und auch auf das Freizeitverhalten aus. Nicht zuletzt stärkt die Vorlesesituation in den Familien den emotionalen Kontakt zwischen Eltern und Kindern. Damit ist das Vorlesen eine besonders nachhaltige Investition in die gesamte kindliche Entwicklung.
Kann Vorlesen auch die Sprachentwicklung von Kindern unterstützen?
Utikal: Sprachgesunde Kinder, die in ihrer sprachlichen Entwicklung lediglich etwas „hinterherhinken“, profitieren vom regelmäßigen Vorlesen, weil es sie dabei unterstützt, ihren Rückstand zu verkleinern oder aufzuholen. Dies gilt insbesondere, wenn beim Vorlesen das Gespräch mit dem Kind gesucht wird (sogenanntes „dialogisches Lesen“ oder „dialogische Bilderbuchbetrachtung“). Die Fortschritte zeigten sich sowohl beim Wortschatz als auch in der Grammatik und in der allgemeinen sprachlichen Ausdrucksfähigkeit.
In welcher Sprache sollten Eltern mehrsprachig aufwachsender Kinder vorlesen?
Utikal: Es spielt keine Rolle, in welcher Sprache vorgelesen wird. Wichtiger ist, dass die Eltern ihrem Kind in einer Sprache vorlesen, die sie selbst gut beherrschen. Auf diese Weise kann auch die mehrsprachige Sprachentwicklung gefördert werden. Denn Sprachmischungen gehören zum Alltag in mehrsprachigen Familien und das schadet dem Kind nicht. Dennoch gehört zum Erwerb jeder Sprache ein ausreichender Input. Der ist pro Sprache in mehrsprachigen Umgebungen geringer und das lässt sich hervorragend durch Vorlesesituationen „begradigen“. Tagsüber in der Kita hört ein Kind z. B. viel Deutsch. Zu Hause kann beim Vorlesen dann gezielt die andere Sprache gefördert werden.
Wie finden Eltern die richtige Lektüre für ihre Kinder?
Utikal: Generell gilt, dass die Lektüre immer zum Alter und zu den Interessen des jeweiligen Kindes passen muss. Deshalb sollte man sich die Bücher genau anschauen, bevor man sie vorliest. Sind die Kinder noch sehr jung, spielen vor allem die Illustrationen eine wichtige Rolle.
Das große Angebot an Büchern für Kinder und Jugendliche, 2024 waren es mehr als 7589 Titel, macht aber die Auswahl in der Tat schwierig. Hilfreich finde ich die Buch- und Medientipps aus dem Programm „Lesestart 1 2 3“ der Stiftung Lesen oder das kostenlose Angebot „Einfach vorlesen!” Dort gibt es auch eine tolle App, die kostenlos und nach Altersstufen vorsortiert wöchentlich neue Bücher anbietet, die dann am Tablet oder Smartphone vorgelesen und gemeinsam betrachtet werden können.
Das deutsche Gesundheitssystem steht durch stetig steigende Ausgaben vor großen Herausforderungen. Die Bundesregierung hat daher in ihrem Koalitionsvertrag einige Vorhaben formuliert, die das System entlasten sollen – beispielsweise zur Steuerung von Patienten. Der Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten - IFK e.V. - zeigt auf, welche entscheidende Rolle Physiotherapeuten spielen könnten, um das Gesundheitswesen zu stützen.
Die demografische Entwicklung ist für das deutsche Gesundheitswesen sehr herausfordernd, denn immer mehr Menschen müssen immer länger ärztliche oder therapeutische Behandlungen in Anspruch nehmen. Zugleich verstärkt sie den Fachkräftemangel, da viele Arbeitnehmer in Rente gehen und nicht ausreichend Nachwuchs ausgebildet wird, um die Lücken zu füllen – in der Gesundheitsbranche ist dieser Umstand noch ausgeprägter als in anderen Bereichen. Im Koalitionsvertrag hat die Bundesregierung daher einige strukturelle Reformen vereinbart, die zu Verbesserungen im Gesundheitssektor führen sollen. Ein Punkt ist das sogenannte Primärarztsystem, bei dem die Physiotherapie eine entscheidende Rolle spielen könnte.
Die Kernidee eines Primärversorgungssystems ist, dass Patienten immer zunächst eine definierte primärversorgende Stelle aufsuchen (beispielsweise im Primärarztsystem die Hausarztpraxis) und nicht direkt einen Facharzt konsultieren. Stattdessen übernimmt die primär versorgende Stelle den Erstkontakt zum Patienten und klärt die Behandlungsbedarfe. Anschließend koordiniert sie die erforderliche arzt- und sektorenübergreifende Behandlung. Durch diese zentrale Anlaufstelle soll unter anderem vermieden werden, dass Patienten ohne Überweisung und Abstimmung unterschiedliche Praxen derselben Arztgruppe mehrfach besuchen. Dies hätte Vorteile für alle Beteiligten: Für die Patienten verkürzen sich Wartezeiten, da die Praxen nicht mehr unbegrenzt aufgesucht werden können, und für die behandelnden Personen würde dies eine effektivere, zielgerichtetere sowie effizientere Nutzung der vorhandenen Ressourcen – insbesondere der Arbeitskräfte – bedeuten.
Die Idee eines Primärversorgungssystems ist nicht neu und auch der Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten - IFK e.V. - hat sich im vergangenen Jahr bereits intensiv mit einer möglichen Ausgestaltung beschäftigt. Damit das Primärarztsystem funktioniert, müssen zunächst Rahmenbedingungen für eine bessere Steuerung und Zusammenarbeit geschaffen werden. Es braucht beispielsweise verbindliche Regeln, damit die unterschiedlichen Gesundheitsberufe besser zusammenarbeiten, und technische Möglichkeiten, um einen sicheren und schnellen Austausch von Informationen zu gewährleisten. „In der Praxis erleben wir oft, dass Patienten zu uns kommen, ohne dass uns Physiotherapeuten die für die Behandlung erforderlichen Unterlagen vorliegen. Hätten wir vorab die Möglichkeit, einen Blick in die Patientenakte zu werfen, um OP-Berichte oder Röntgenbilder anzuschauen, könnten wir von Behandlungsbeginn an viel zielgerichteter arbeiten und der Patient hätte einen schnelleren Therapierfolg“, bemängelt Ute Repschläger, Vorstandsvorsitzende beim IFK. Nicht immer scheitert der Informationsaustausch an den technischen Möglichkeiten, betont Repschläger: „Die Kompetenz der Therapeuten wird stellenweise unterschätzt oder zu wenig genutzt. Wir haben nicht nur eine fundierte Ausbildung, sondern auch häufiger Kontakt zum Patienten und erlangen dadurch regelmäßig ein viel umfangreicheres Bild über die Beschwerden als andere Gesundheitsberufe.“
Direktzugang: IFK skizziert ergänzenden Baustein mit viel Potenzial
Neben dem Primärversorgungssystem sieht der IFK noch einen ergänzenden Baustein, um das Gesundheitssystem zu entlasten: den Direktzugang. Auch diese Idee ist nicht neu, der IFK setzt sich bereits seit zwei Jahrzehnten für diesen Ansatz ein. Hierbei kann ein Patient selbstständig einen Physiotherapeuten aufsuchen, ohne dass eine vorherige ärztliche Überweisung oder Diagnose vonnöten ist. Klingt dieses Modell zunächst wie ein Widerspruch zum vorher skizzierten Primärsystem, so ist es aus Sicht des Berufsverbands eine sinnvolle Ergänzung und ein wichtiger Baustein zur Entlastung der Ärzte und damit auch zur Kostenreduzierung. Denn auch hierbei ist das Ziel, Arztkontakte zu reduzieren und vorhandene Ressourcen innerhalb des Gesundheitssystems besser zu nutzen.
Praktisch würde der Direktzugang wie folgt aussehen: Nach dem ersten Termin, in dem ein so genanntes Screening stattfindet – quasi ein Gesundheitscheck, um den aktuellen Zustand des Patienten zu ermitteln –, entscheidet der Physiotherapeut, ob eine Behandlung im Direktzugang möglich ist. Wenn ja, führt er eine Diagnostik durch, startet mit der physiotherapeutischen Behandlung und informiert die primärversorgende Stelle. Sollte er jedoch medizinische Warnsignale (sogenannte „Red Flags“) feststellen, die auf schwerwiegende Erkrankungen hinweisen und eine ärztliche Abklärung erfordern, verweist er den Patienten zur weiteren Koordination der Behandlung an die primärversorgende Stelle.
Aus Sicht des IFK hätte ein gut ausgestalteter Direktzugang als ein Baustein von vielen das Potenzial, zur Kostenreduktion des Gesamtsystems beizutragen, da der Physiotherapeut einen Teil des Patientenaufkommens abfängt. „Der Direktzugang ist zwar nicht für alle Patienten und auch nicht für alle Beschwerden praktikabel. Für Patienten jedoch, die einen eher kurzfristigen Behandlungsbedarf aufweisen, beispielsweise an Rückenschmerzen leiden, die durch Gelenkblockierungen oder lokale Muskelverhärtungen entstanden sind, ist er hervorragend geeignet“, betont Repschläger.